Vorname | Sophie | |
Nachname | Hämmerli-Marti | |
Geburtstag | 18.02.1868 | |
Todestag | 19.04.1942 | |
Personennummer | H036 |
Sophie Haemmerli-Marti wurde in Othmarsingen geboren. Ihre Eltern und das Leben auf dem Bauernhof haben sie geprägt: Der Vater Franz Marti, reformierter Bauer, Bezirksamtmann, Grossrat und Oberst, und die Mutter Sophie, geb. Rüegger, katholische Luzernerin, ebenfalls aus politisch und kulturell aktivem Milieu stammend. Die Mitarbeit im Bauernbetrieb hat Augen und Sinne der Dichterin für die Natur geöffnet. Im Hause ihrer Eltern hat sie auch erlebt, was soziale Verantwortung für Menschen in Not bedeutet. Familie Marti im Jahre 1887, oben: Franz, Sophie und Hektor Schon als junge Schülerin gehörten kleine Gedichte zum Alltag von Sophie Marti. Der Grundschule in Othmarsingen folgte die Bezirksschule in Lenzburg, die zugleich Kontakte zur kleinstädtischen Gesellschaft brachte. Häufig war Sophie auf Schloss Lenzburg zu Gast bei Familie Wedekind, deren von weltläufiger Kultur und grosszügigem Denken geprägtes Familienleben die Jugendliche begeisterte. Mit der gleichaltrigen späteren Opernsängerin Erika Wedekind pflegte sie eine enge Freundschaft und besuchte mit ihr das Lehrerinnenseminar in Aarau. Auch dem 4 Jahre älteren Dichter Frank Wedekind war sie freundschaftlich verbunden. Nach der Ausbildung zur Lehrerin und kurzem Wirken in diesem Beruf kehrte Sophie 1888 auf den Bauernhof des Vaters zurück, um die durch den frühen Tod ihrer Mutter entstandene Lücke auszufüllen. Im Herbst 1890 heiratete sie den Lenzburger Arzt Dr. Max Haemmerli. Das junge Ehepaar wohnte zuerst im Heumannhaus an der Schlossgasse 2 in Lenzburg, wo 1891 die älteste Tochter geboren wurde. Ein Kuraufenthalt weckte in der jungen Mutter das Verlangen, das Heimweh nach ihrem Kinde in Verse zu fassen. Nicht wie bisher in Schriftsprache, sondern in Mundart reihte sich so Bild an Bild, und jedes Bild erklang, wurde Wort und Rhythmus. Die Schrift von Prof. Jost Winteler „Über Volkslied und Mundart“ zeigte ihr die Bedeutung der Mundart für das Wirken junger Mütter auf, und so erschien 1896 als erstes Werk „Mis Chindli“, ein Liederkranz für junge Mütter. Es folgten 1913 die Bändchen „Grossvaterliedli“ und „Wienechtsbuech“. Fortan wandte sich die Dichterin u.a. mit den Sammlungen „Im Bluescht“ 1914 und „Allerseele“ (1928) der Welt der Erwachsenen zu. Hier begegnen wir nicht nur Heiterem, sondern auch Angst und Trauer. Immer aber sind die Texte geprägt durch Achtung und Liebe zu den Menschen, und vor allem durch die Ehrfurcht vor Gott und der Schönheit der von ihm geschaffenen Natur. Ab 1900 wohnte die Dichterin zusammen mit ihrer Familie im geräumigen Doktorhaus an der Niederlenzerstrasse 34. In diesem in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Haus betrieb Dr. Max Haemmerli seine Arztpraxis und richtete seiner Frau „mit grosser Freude ein eigenes Studierzimmer“ ein. Hier hat Sophie Haemmerli-Marti ihr reiches dichterisches Werk, ihre umfangreiche Korrespondenz, u.a. mit dem von ihr hoch verehrten Dichterfreund Carl Spitteler, neben ihrer anstrengenden Tätigkeit in der Arztpraxis ihres Mannes und als Erzieherin von 4 Töchtern verfasst. Manche Zeile hat spätabends oder erst in der Nacht den Weg auf das Papier gefunden. Der Unfalltod ihres Gatten im Mai 1931 war für sie ein schwerer Schlag, verlor sie doch damit jene Stütze, die ihr Raum für ihr Wirken liess, und vor allem jene Schutzmauer, die sie vor Anfeindungen schützte, denen sie als fortschrittliche und für die Anliegen der Frauen kämpfende Mitbürgerin ausgesetzt war. Trotz diesem schweren Schlag blieb die Dichterin bis an ihr Lebensende aktiv. Sie zog nach Zürich. Hier vollendete sie den Prosa-Band „Mis Aargäu“, Land und Lüt us miner Läbesgschicht, ein Meisterwerk mundartlicher Literatur. Sie selbst hat dazu in einem Brief festgehalten: „Reifen lassen, das ist alles in der Kunst. In meinem „Aargäu“ sind Stücke, an denen ich zehn und zwanzig Jahre immer wieder poliert und gefeilt habe, bis Sprache und Inhalt sich deckten und jeder Satz, ja jedes Wort seine eigene Leuchtkraft hatte. Was das Warten nicht verträgt, ist nicht viel wert.
Information von der Stiftung Museum Burghalde Lenzburg Stand: 05.01.2021 IA |