Otto Wolf zählt zu den namhaften Vertretern solothurnischer Heimatpoesie. Er kam in Rüttenen zur Welt und ist, wie sein Deutschlehrer am Seminar, Josef Reinhart, im Galmis, unter der Balmfluh aufgewachsen. Nach der Primarschule und zwei Jahren Realabteilung der Kantonsschule Solothurn besuchte er das Lehrerseminar. Ab 1920 unterrichtete er an den Dorfschulen von Bellach, wo er auch während vieler Jahre den kath. Kirchenchor leitete. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasst Volkstheater, Singspiele, Gedichte und Romane. In der Dreifaltigkeitskirche dirigierte er die Uraufführung der «Missa brevis» von Richard Flury. Sein letztes und grösstes Werk ist die Darstellung der Leidensgeschichte Jesu, das Passionsspiel Selzach 1972. Otto Wolf schrieb in Solothurner Mundart. Er suchte die Inspiration fürs Schreiben in der Natur. Geräusche, Gerüchte, Eindrücke und seine Empfindungen hielt er auf einem kleinen Notizblock fest. «Die Landschaft inspiriert mich ungemein. Ideen purzeln so schnell, dass ich mit Schreiben oft kaum folgen mag…». Zu Hause am Schreibtisch falle ihm einfach nichts ein, sagte er. Auf Waldwegen und Bergstrassen, am liebsten um den Balmberg, konnte er sich beim Wandern der Welt entrücken und sich in seine Fantasie einspinnen. Wolf war ein grossartiger Erzähler, ein Mundartdichter und Volksschriftsteller, mit einem von tiefer Frömmigkeit, Dramatik und farbiger Dichte geprägten Werk. Er glaubte an das Gute im Menschen. Otto Wolf verweigerte sich jeder Art von Modetrends. Die Frage kommerzieller Realisation stand nie im Vordergrund, wie er durch sein Wirken und Tun oft genug bewies. Nie fühlte er sich veranlasst, geschweige denn verpflichtet, sich dem Zeitgeist unterzuordnen. Nie hätte er sich um des Profits willen «populär» vermarkten lassen. So bewahrte er sich menschliche und künstlerische Unabhängigkeit. Die Meisten seiner Laien-Theaterstücke wurden von der Theatergesellschaft Solothurn im Stadttheater aufgeführt, sein erstes wurde auch am Radio als Hörspiel veröffentlicht. Aus seinen Gedichtbänden wurden verschiedene Lieder vertont, so vor allem durch die Komponisten Richard Flury, Albert Jenny und insbesondere durch Ernst Märki, dem die heimatverbundenen, volksnahen Verse jene schöpferischen Impulse verliehen, die wir aus den bekannten Jodelliedern „I de blaue Jurabärge“, „Bärgobe“, „s’Alphüttli“ und „Uf em Bärg“ kennen. Auch die Komponistin und Jodlerin Vreny Schmidlin vertonte unter anderem seine Gedichte «Solothurnerland» und «Morgenlied». Ihm lag das Volkslied sehr am Herzen, und die Musik nahm in seinem Leben einen zentralen Platz ein. Musik bestimmte den Alltag der Familie Wolf, Frau und Kinder waren vom schöpferischen Prozess des Schreibens ausgeschlossen, so sangen und musizierten Josef, Bethli und Annamarie oft mit ihren Eltern in Hauskonzerten. Quellen: Buch 50 Jahre NWSJV 1985, Buch «Solothurner Klassiker – Otto Wolf», mit freundlicher Genehmigung vom Knapp-Verlag Olten. Stand 26.12.2024 TA |