Moritz Schmidlin wurde in Wahlen bei Laufen geboren. Die ersten dreieinhalb Jahre lebte er zusammen mit seinen Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof. Dann brannte sein Elternhaus ab. In der Folge wurde er und seine Geschwister fremdplatziert. Moritz, wurde mitgegeben, dass er nun sein Brot selber verdienen müsse, da der karge Lohn des Vaters nur für die beiden jüngeren Geschwister reiche. Arbeit prägte das Leben von Moritz. Da er noch zu klein zum Arbeiten war, kam er ins Kinderheim «Maria hilf» in Laufen. Dorf erlebte Moritz ein sehr strenges Regime und musste viel Ungerechtigkeit erfahren. Mit fünf Jahren kam er als Verdingkind zu Linus Bieli in Aedermannsdorf. Von morgens bis abends wartete viel Arbeit auf dem grossen Bauernbetrieb. Daneben prägte eine streng katholische Erziehung den kleinen Moritz, der in dieser Zeit bei seinem zweiten Namen, Walti, genannt wurde. Aufgrund eines Blitzschlages brannte auch der Hof der Bielis ab und musste neu aufgebaut werden. Die Kriegsjahre waren prägend und schweissten die gleichartrigen Jungen zusammen. Frauen und Kinder halfen einander, um die Höfe weiter zu bewirtschaften, während die Männer die nahe Grenze bewachten. Nach Beendigung der Schulzeit folgte eine Anlehre in der Tonwarenfabrik Laufen. Im Anschluss stellte Moritz im Akkord Geschirr her. Er kehrte in dieser Zeit zu seinen leiblichen Eltern und seinen später geborenen Geschwistern zurück und half seinem Vater, nebst der Arbeit in der Fabrik, ein eigenes Haus zu bauen. Das Sumpfgebiet der Dünnere musste trockengelegt werden. Er verliess die Tonwarenfabrik. Mit Schaufel und Pickel buddelte er im Akkord Erde aus. Bezahlt wurde nach Kubikmeter Aushub. Ein lukrativer Verdienst lockte ihn zur Betreuung der Tiere in die Ciba. Trotz des guten Lohnes sah sich Moritz gezwungen, rasch wieder den Job zu wechseln, zu gross war sein Mitgefühl mit den Tieren, die unter den Tierversuchen litten. 1952 verliess er das Laufental und kam, zusammen mit seinem Bruder Beda, ins Berner Oberland nach Bönigen. Er fand eine Anstellung bei der BLS, erst als Geleisebauer, dann als Streckenwärter. Er heiratete. Seine erste Ehe war nicht glücklich und scheiterte nach kurzer Zeit. Moritz zog daraufhin ins Bahnhaus nach Leissigen. 1954 lernte er «sein» Vreny Eggler kennen. Die beiden heirateten. 1956 kam ihre Tochter Rita zur Welt. 1959 zog die kleine Familie nach Unterseen um. Ein Jahr später wurde Lilly geboren. Sie durfte nur etwas mehr als einen Tag alt werden. Dieser Verlust trübte das junge Glück. Moritz und Vreny arbeiteten aber weiterhin hart weiter und konnten so 1961 ihr kleines eigenes Heim im Baumgarten 3 in Unterseen erwerben. 1962 wurde Tochter Heidi geboren. Moritz war sehr naturverbunden. Wenn er neben Arbeit, Renovationsarbeiten, Nebenjobs und Familie Zeit fand, ging er gerne Pilze oder Beeren suchen. 1976 konnten Moritz und Vreny noch die zweite Haushälfte dazukaufen und zogen in Baumgarten 5 um. Wieder fiel viel Arbeit an, um den alten Hausteil zu renovieren. Bei all diesen Aufgaben kam Moritz’ praktisches Geschick, seine logische Denkweise für Arbeitsabläufe, sein Fleiss und seine Ausdauer voll zum Tragen. Die viele schwere geleistete Arbeit hinterliess ihre Spuren. Aufgrund eines schweren Rückenleidens musste Moritz 1985, für ihn völlig unerwartet, frühzeitig pensioniert werden. Der Verlust der Arbeit traf ihn schwer und stürzte ihn in ein Tief. Obwohl er sich für Politik, Zeitgeschehen und Geschichte interessierte und viel las, vermochten ihn all diese Interessen nicht auszufüllen. Die Geburt seiner Grosskinder liess den sehr kinderliebenden Moritz wieder aufblühen, und er fand auch seinen goldigen Humor wieder. Mit viel Liebe und Hingabe widmete er sich seinen Grosskindern und war stets um das Wohlergehen seiner Familie besorgt. Als Moritz 84 Jahre alt war, traf ihn nochmals ein harter Schicksalsschlag. Sein Zuhause brannte ab. Trotz des Verlustes war Moritz froh, dass keine Personen zu Schaden gekommen waren, und versuchte auch aus dieser Situation das Beste zu machen. Zunehmend machten ihm Gehschwierigkeiten und andere «Alterbräschte» zu schaffen. Das neu gebaute Eigenheim verliess er daher immer seltener. Obwohl er unter ständigen Schmerzen litt, klagte er nie. Die letzten Jahre benötigte er zunehmend Pflege. Mit viel Engagement betreute ihn Vreny in dieser Zeit liebevoll. Dankbarkeit, Bescheidenheit, seine liebenswerte Art und seine Bereitschaft, bestmöglich mitzuhelfen, ermöglichten es Moritz bis zum Lebensende zu Hause gepflegt zu werden. Er war kreativ. In seinem Beruf bei der BLS lief er Kontrollgänge zwischen Spiez und Interlaken. Auf diesen 28 Kilometern entstanden Sprüche und Gedichte, die seine Frau dann zu Jodelliedern vertonte, so zum Beispiel «Chum mit uf s’Schilthorn». «Der Scheidegg zue», «Interlaken».
Quellen: Lebenslauf der Familie, verschiede Jubiläumsbücher, Stand 26.11.2023 / IvA |