Vorname | Max | |
Nachname | Lienert | |
Geburtstag | 08.02.1903 | |
Todestag | 24.05.1964 | |
Personennummer | L002 |
Liedtitel | Anfang 1. Strophe | EJDKV Nummer |
Männerchor (-M-) | ||
Alpfahrt | Im Früehlig, wenn d'Alpweide grüene, de Schnee undrem Föhnwind vergoht | L002-M-Wi1231 |
Männerchor (-M-) | ||
Bärgnacht | Es nachtet über d'Bärge y, scho gly wird's z'vollem fyschter sy | L002-M-000001 |
Männerchor (-M-) | ||
E rächte Juzer | Was ghört zum rächte Juzer? E grade heitre Sinn | L002-M-000004 |
Männerchor (-M-) | ||
Grundhofjodel | (Naturjodel) | L002-M-Wi0P27 |
Männerchor (-M-) | ||
Gsunds Holz | Es läbt sit alte Zyte e schöne Bruuch im Land | L002-M-Wi0P25 |
Männerchor (-M-) | ||
Heuet | Use Manne, uf ga heue, halbi vieri isch verbi Gallater H. L002-M-Eu1283 | L002-M-Eu1283 |
Männerchor (-M-) | ||
s'Jutze | Mi dünkt, es seig erscht geschter gsi, wo s'Nochbers Bäbeli und i | L002-M-Wi00P9 |
Männerchor (-M-) | ||
s'Maiglöggli | E schöne Früehligsmorge got über d Heimet uf | L002-M-000003 |
Männerchor (-M-) | ||
Sängertreu | Es tönt es Lied so hell und klar, e Juz, im Fründes-Chreis | L002-M-Wi1109 |
Männerchor (-M-) | ||
Schwizervolk | Schwizervolk, di Platz uf Ärde, isch vom Schönste, was si treit | L002-M-Wi1097 |
Männerchor (-M-) | ||
Schwyzerstolz | Wie gfallt der euses Ländli? Nei, Schöners cha's ned gäh! | L002-M-000002 |
Choeur d'hommes (-N-) | ||
Fidélité des chanteurs* | Ecoute au loin ces doux accords, d'un chant qui parle au coeur | L002-N-CS0048 |
Choeur d'hommes (-N-) | ||
Peuple Suisse* | Peuple suisse au coeur du monde, qu'il est beau ton cher pays | L002-N-CS0020 |
Als am 27. Mai 1964, an einem strahlenden Frühlingstag, Max Lienert auf dem Friedhof Friedental in Luzern begraben wurde, hallten die letzten Worte aus seinem Lied „Sängertreu“ noch lange durch die verwundete Seele:
Und holt der Schnitter eine ab, dem chönne mir ned wehre, in Treui aber, überm Grab, söll är s’letscht Liedli ghöre.
Jugend- und Studienzeit Am 8. Februar 1903 erblickte Max Ludwig als drittes von fünf Geschwister an der Mühlematt in Luzern das Licht der Welt. Sein Vater Rudolf, ein unverfälschter Einsiedler vom Horgenberg, wirkte 40 Jahre lang mit grossem pädagogischem und methodischem Geschick als Zeichenlehrer an den Städtischen Schulen von Luzern und am Lehrerseminar von Rickenbach LU. In der Freizeit spielte er vorzüglich auf dem weichklingenden Schwyzerörgeli, im Militär blies er mit Eifer die Trompete im Bat-Spiel. Rudolfs Frau, Rosa Kälin vom Falken am Horgenberg, deswegen „Falkenroseli“ genannt, war eine stille, dunkeläugige, fleissige Mutter. Sie erzog mit ihrem Mann die fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter, in vorbildlichem Geiste. Maxens Schwester Berta schrieb über das Familienleben: „Es wurde viel gesungen im Elternhaus an der Mühlematt. Im Garten etwa auf der grossen Schaukel erklang übermütig aus vollen Kinderkehlen Lied um Lied, und wenn an trüben Sonntagen gar Vater Lienert zur Handorgel griff, strahlten Maxens Kinderaugen“. Max war das 3. Kind, ein blondes Bübchen. Als Schulbub aber tollte er lebhaft mit seinen Kameraden herum und brachte ab und zu eine tüchtige Schramme an Bein oder Armen heim. In der Sekundarschulzeit versuchte er sich aufs Geigenspiel wie sein älterer Bruder. Er war aber wenig erfolgreich. Sein Geigenlehrer riet ihm, wieder raufzuhören, er habe zu ungelenkige Finger… Ein Klavier gab es daheim nicht. Später, in den Kantonsschuljahren, wurde er immer mehr zum introvierten Grübler und Kritiker. Alles und jedes wurde unter die kritische Lupe genommen, nichts wurde unbesehen einfach akzeptiert. Er drang tief in jede Materie ein und „sezierte“ sie sozusagen. Es war nicht immer leicht, seinen komplizierten Gedankengänge zu folgen. Er war Student im vollsten Wortsinn. Als Schüler der technischen Abteilung ging seine Absicht dahin, Elektro-Ingenieur zu werden. Er schloss die Mittelschule mit glänzender Matura ab, zog dann nach Zürich an die ETH und verfolgte bis zum Vordiplom noch die technischen Studien. Dann kam, scheinbar unvermittelt, die Wendung zur Musik. Und was an instrumentaler Betätigung bis dahin unterblieben war, das musste er jetzt mit äusserster Energie in zahllosen Klavierprivatstunden nachholen; denn die Beherrschung dieses Instrumentes war als Grundlage für den künftigen Gesangsunterricht unerlässlich. Lehrer also, Gesangslehrer für die Schule, war von jetzt an die Devise! Was vielleicht seit je zutiefst in ihm geschlummert hatte, brach nun hervor mit ungestümem Idealismus und drängte zur Ausübung. Vater Lienert war zwar ob dieser totalen Wendung nicht eitel erbaut. Doch wollte er der echten Musikbegeisterung seines Sohnes nicht im Wege stehen. Er überprüfte aufs neue sein Bankkonto, denn die nun folgenden Musikstunden erforderten immerhin beträchtliche Mittel. Doch, „des Menschen Wille ist sein Himmelreich“, heisst es. Ob es für Max Lienert immer ein Himmelreich wurde, sollte er uns am besten selber sagen können. Hier die Zusammenstellung der wichtigsten Daten seiner Studienzeit: 1909 – 1921 Primar-, Sekundar- und Kantonsschule Luzern 1921 Maturitätsexamen am Realgymnasium (Technische Abteilung) 1921 – 1923 3 Semester ETH, Abt. Elektro-Ing, 1.Vordiplom 1924 – 1926 Privatunterricht (Klavier, Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre) 1926 – 1930 Musikalische Berufsschule Institut Jaques-Dalcroze, Genf, (Rhythmische Gymnastik, Solfège, Theorie, Klavier, Pädagogik). Lehrer: Dr. E. Jaques-Dalcroze, Frank Martin usw. Kurse am Konservatorium Genf (Musikgeschichte, Formenlehre bei Prof. H.Gagnebin am Institut J.J.Rousseau (Physiologie) 1930 Solfège- (Schulgesangs)-Diplom 1930 – 1931 Schulmusikalische Weiterbildung in Berlin. Staatl. Preussische Akademie für Kirchen- und Schulmusik bei Prof. Fritz Jöde. Vorlesungen an der Universität Berlin und an der Hochschule für Musik bei Prof. Dr. Georg Schünemann. Kurse für Stimme und Sprache am Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin.
Berufliche Entfaltung als Musikpädagoge Gründlich gerüstet für seine musikalische Laufbahn kehrte Max Lienert 1931 nach Luzern zurück, wo er im April seine Tätigkeit als Gesangslehrer an den Sekundarschulen begann. Mit grossem Eifer und viel pädagogischem Geschick widmete er sich seinem Beruf und bildete sich unentwegt weiter. Er besuchte die Schulmusikkurse von Prof. Jöde 1931 in Bern und 1932 in Luzern sowie den Kurs bei Frl. M. Scheiblauer in Zürich 1947 und viele andere mehr.
Im häuslichen Kreise Im April 1934 schloss Max Lienert mit Emma Springinsfeld den Ehebund. Es folgten viele glückliche und zufriedene Jahre. Eine Familie wuchs heran: Vier Mädchen, ein Knabe. Max war der verständnisvolle Vater, bei dem man Rat holen konnte und nie mit leeren Händen wegging. Seine Selbstlosigkeit, seine Liebe zu allem Lebendigen war unendlich. Nicht dem kleinsten Tierchen durfte Leid geschehen, die Blumen mussten in der freien Natur bleiben. Blumensträusse in der Vase empfand er fast als Frevel.
Komponist und grosser Förderer der Volks- und Jodelmusik Aber nicht nur als Musikerzieher schuf sich Max Lienert einen Namen, sondern bald auch als vielseitiger Komponist. 1934 veröffentlichte er eine Weihnachtskantate für Schülerchor und Streichorchester. Dann folgten verschiedene Männerchorlieder, 1938 ein Streichquartettsatz, dann der Sternenhymnus für Männerchor, Bläser und Orgel, weiter eine dreistimmige Männerchormesse mit Orgel und 1949 eine Festliche Bläsermusik. Mehr und mehr wandte sich Max Lienert ausserberuflich der Volksmusik zu, um bald zum unbestrittenen geistigen Führer der schweizerischen Volks- und Jodelmusik aufzusteigen. Seinen Ruf begründete er als Komponist und musikalischer Leiter der grossen Festspiele von 1946, 1948, 1953 und 1962 in Luzern, die er zusammen mit seinem Freund Hans Täschler schuf. Zum Festspiel „Bärgblueme“ vom Eidg. Jodlerfest in Luzern 1946 schrieb die LNN: „Die ersten Takte der Musik von Max Lienert liessen uns aufhorchen. Hier war etwas Eigenwilliges geschaffen, das von der Schablone üblicher Festspielmusik abwich. Lienert hat es trefflich verstanden, moderne Elemente mit volkstümlicher Melodik zu vereinen. Seine Musik ist allgemein verständlich und von stärkstem Stimmungsgehalt erfüllt. Es ist der Ausdruck einer Volksseele, die nach 6 Kriegsjahren reifer, ernster geworden ist, die aber doch ihren Lebensmut und ihre Hoffungsfreudigkeit nicht verloren hat.“ Zum Festspiel „Gsunds Holz“ am Eidg. Schwing- und Älplerfest 1948 in Luzern konnte man lesen: „Die Musik stand in dauernder und enger Beziehung zum Text. Für den Zuschauer verschmolzen Bild und Musik zu einer natürlichen Einheit. Die Stadtmusik Luzern, die wie anno 1946 die Rolle des Festspeilorchesters innehatte, fand in Herrn Lienert einen liebenswürdigen und tüchtigen Dirigenten, der volle Gewähr für eine gedeihliche Zusammenarbeit bot“. Die Stadtmusik belohnte sein Wirken mit der Ehrenmitgliedschaft. Im Zusammenhang mit den Festspielen entstanden Liedkompositionen von eindrücklicher formaler Schönheit, die dank ihrer Kraft, ihrem lyrischen Gehalt und dem hohen musikalischen Niveau zeitlose Kunst verkörpern. Viele Werke sind noch nicht in Druck erschienen, andere wie z.B. „Schwizervolk“ und „Sängertreu“ gehören heute zum Repertoire jedes Jodelchores. Er schrieb unzählige Arbeiten über Volkskunde und über das Volkslied und gab das Gesangsbuch „Unser Singbuch“ heraus, das in zahlreichen Kantonen viele Jahre als obligatorisches Lehrmittel eingesetzt war.
Dirigent, Kursleiter und Vorstandsmitglied 1936 übernahm Max Lienert die Leitung des Jodlerklubs Pilatus. Mit viel Einfühlungsgabe, in fachlicher Überlegenheit und treuer freundschaftlicher Verbundenheit betreute er den Chor bis zu seinem jähen Weggang und brachte ihn zu hoher Blüte. Einige Jahre leitete er auch den Jodlerklub Edelweiss Zofingen AG, den Arbeitermännerchor Emmenbrücke LU und öffnete vielen Jodlergruppen bei seinen interessanten Expertisen den Blick in die Schönheit echter Volksmusik. Dabei drang er immer tiefer in die biologischen Hintergründe der Jodeltechnik vor. Er entdeckte das Geheimnis der Jodelstimme und erfand die Pianoton- und Schwelltonübungen zur Beherrschung der Schaltlage und der Jodelhochtöne. In der Schulungsgrundlage für Jodler und Jodlerinnen hat Max Lienert seine Erkenntnisse auf weinige Seiten zusammengeballt. Noch heute zehren wir davon. So wurde Max Lienert zum versierten Kursleiter für die Jodler und Jodlerinnen, für die Dirigenten und die Kampfrichter in der Innerschweiz, in den übrigen Regionalverbänden und im EJV. Als Kampfrichter war er ganz besonders begabt. Seine Berichte zeugten sowohl von seiner Musikalität wie auch von seiner menschlichen Würde und pädagogischen Begabungen. Sein gültiges Urteil über gute Volksmusik und sein hohes Ansehen unter allen Volksmusikfreunden führte ihn in den Vorstand des ZSJV und des EJV. Auch in der Programmkommission der IRG (Innerschweiz. Radio- und Fernsehgesellschaft) wirkte er von 1954 bis 1964, wo sein Urteil in allen Sparten der Volks- und Kunstmusik als verbindlich anerkannt wurde. Im Jahre 1961 wurde Max Lienert zum Ehrenmitglied des ZSJV ernannt.
Kamerad und Vorbild für immer So steht Max Lienert vor uns, unser aller Freund, ein äusserst bescheidener und liebenswürdiger Mensch und doch ein hervorragender Musikerzieher, Förderer der modernen Schulmusik, Liedforscher, Chordirigent, initiativer Leiter der Ortsgruppe Luzern des Schweiz. Musikpädagogischen Verbandes, aber auch als Komponist herrlicher Liedschöpfungen. Max Lienert stellte dem Jodel- und Volksliedergesang sein ganzes Können zur Verfügung. Dem geringsten Absinken des Niveaus stemmte er sich mit ganzer Kraft entgegen. Dafür sind wir ihm alle zu Dank verpflichtet. Er lebt und wirkt weiter mitten unter uns, durch sein leuchtendes Beispiel, durch seine herrlichen Kompositionen, echt, unsentimental, kraftvoll und doch so feinfühlig.
Quelle: Jost Marty, Bärgfrüehlig 3 / 4 1974, ergänzt aus Buch „75 Jahre ZSJV, TA, Stand 5.2007 |