Komponisten / Lieder / Verlage / Textdichter

Detailansicht

Vorname Max
Nachname Huggler
Geburtstag 25.04.1913
Todestag 21.11.2005
Personennummer H007

Werke von Max Huggler

LiedtitelAnfang 1. StropheEJDKV Nummer

Männerchor (-M-)

Aabe-Lied Es fyschteret im Täli, still geit der Tag verby H007-M-000004
Abefriede Fründli grüesst mis Dörfli us de Bäume, Rueh und Friede decke H007-M-KH0110
Aelplerfreude Im Summer da läbe mir Chüejer so fry, we höch ob de Täler H007-M-000005
Älpler-Juz (Naturjodel) H007-M-H20008
Am Bärgdorfet Hiit hein mier Aelpler frohi Zyt, gar freidig tien d'Chuehgloggi liiten H007-M-000006
Arnigrat-Jodel (Naturjodel) H007-M-000007
Bärgchilbi Hüt hei mir Aelpler frohi Zyt, gar freudig tüe d'Chuehglogge lüte H007-M-000008
Bärgdorfet Hit hein mier Älpler grossa Tag, gar freidig tien d'Chuehgloggi liten H007-M-H20004
Bim Brunne Dört hinde bim Brunne stande zwöi, s'isch Früehlig und d'Wält so schön H007-M-000001
Bim Gletscher zue Wyt ufe muesch in d'Bärge goh wenn du möchtsch vor däm Wunder H007-M-000009
Briensermärt Aes ischt chuehl un unammietig, und in Bärgen schnyt's embrin H007-M-000010
Briensersee-Liedli Schifflein fahre auf und nieder, fahr'mit uns zum letzten Mal H007-M-000011
Brienzerbärg-Jodel (Naturjodel) H007-M-000012
Buurebluet Keis Dörfli findsch im Schwyzerland, wo d'nit muesch blybe stoh H007-M-KH0089
Chilbi Bim Leuewirt (Bärewirt) isch Chilbi, juheirassa juhei! H007-M-000042
Chilbizyt Sennen uf, s'isch Chilbizyt! D'Meitschi föh a zable H007-M-KH0169
Chömet, mir wei jutze! Chömet, Jodler, mir wei jutze, chömet, Jodler, stimmet a H007-M-000013
Chüejerläbe Im Summer da läbe mir Chüejer so fry, we höch ob de Täler H007-M-H20003
D'Jodler Gmüetlig sitze mir da zäme, bim e Glesli guetem Wy H007-M-000014
D's Alpseeli Dört wo die letschte Weide sy nöch bi de Gletscher zue H007-M-H20007
D's Jahr dürus Der Föhn stricht warm dür ds Alpeland, seit: jetz chasch wieder hoffe H007-M-000015
Dängeler-Lied Heiteret's i'r Au, ghörsch dür ds Morgegrau us em Dörfli heimelig H007-M-000016
Der Früehlig chunnt Der Föhn stricht warm dür ds Alpeland, seit: setz chasch wieder hoffe H007-M-000017
Der glücklig Senn Blaue Himmel, stotzig Felse, lueg wie glänzt der ewig Schnee H007-M-000018
Der Mai isch uf d'Alpe cho Der Winter isch gange, dr Früehlig isch cho H007-M-000002
Dört oben uf em Bärgli Dört oben uf em Bärgli da steit es chlyses Hus H007-M-000019
Em Bärgli treu Höch obe dört am Bärgli uf steiler höche Weid H007-M-000020
Es geit i d'Bärge No einisch het's bis abe gschneit, dr Winter mag si wiile H007-M-000021
Es tönt e Ruef Ghörsch du dä Ruef dur's Schwyzerland, s'isch d'Heimetschproch H007-M-000022
Eusers Ländli, das sell läbe Eusers Ländli das sell läbe und im Ländli jede Stand H007-M-H20014
Frohi Alpfahrt Dem Senn si schöni Zyt isch cho, mir fahre mit dem liebe Veh H007-M-KH0127
Heimlig isch der Summer gange Heimlig isch der Summer gange, Näbel isch uf d'Bärge cho H007-M-000023
Herbschtfarbe Still isch's worde rings um d'Hütte. D'Glogge ghörsch nur no im Tal H007-M-000024
Hinder im Brunne Hinder im Brunne stande zweu, s'isch Früelig und d'Wält so schön H007-M-H20006
Hohgant-Jodel (Naturjodel) H007-M-000025
Hohmad-Jodel (Naturjodel) H007-M-H20001
Im frohe Jodlerchreis Mir Jodler sy es luschtigs Volch, hei Freud am Jutze, Singe H007-M-000026
In der Bärgwält Bärgtanne stöh uf steile Felse, ringsume lit no höche Schnee H007-M-000027
Jodlerfreud Los, es klingt i reine Töne use i mis Schwizerland H007-M-KH0105
Läbesfreude Wenn d'Amsle singt am Morge früeh, im Wald der Spächt H007-M-000028
Mejezyt Dr Früehlig zieht sunnig i's Alpeland i, bringt Blueme u Jutzer H007-M-KH0148
Mier Grindelwaldner Vom Eiger bis zum Wätterhore strycht warm der Föhn dür ds wyte Tal H007-M-000029
Mier Jodler Mier Jodler sin Lüt mid Härz und Gmiet. Wie friedli und liepli H007-M-H20013
Mir jödele Mier jedellen syt alter Zyt bin ys in Grindelwald H007-M-000031
Mir Jodler Mir Jodler sy es luschtigs Volch, hei Freud am Jutze, Singe H007-M-000030
Mis Bärgdörfli Es Dörfli steit im Oberland, umgäh vo Weid und Matte H007-M-000032
Mis Liebschti Mis Liebschti Weis es gmögigs Buremeiteli das i tusigs gärn tue ha H007-M-H20009
Mys Aemmital Aes git es Hügelland so grüen u schön im Schoss vo üser freie Schwyz H007-M-000033
Mys Oberried Es Dörfli zmitts im Alpechranz, am schöne Brienzersee H007-M-000034
Rinderbühl-Jutz (Naturjodel) H007-M-000035
s'Chornhuslied Froh söll erklinge jetz das Lied, für die wo's hüt zum Chornhus zieht H007-M-000036
Schwizerheimat E wahri Pracht isch s'Schwizerland, mit Bärge u mit Seene H007-M-000037
Senneläbe Der Winter isch gange, der Früehlig isch cho, die oberschte Weide H007-M-000038
Sichlete Es trappet es Mähderli trapp, trapp-trapp, der Hoger z'düruf H007-M-000039
Tannhorn-Jodel (Naturjodel) H007-M-H20015
Uesers Edelwyss Wo us hertem Felsebode gwüss no chum es Gresli füre ma H007-M-000003
Umhi deheimmen Und bin i o vil lengi Jahr scho furt bi fremde Lyten H007-M-000040
Wes Abe wird Uf der höchschte Wättertanne flötet d'Amsle ihres Lied H007-M-KH0154
z'Bärg I bi gäng i junge Jahre z'Bärg em blaue Himmel zue H007-M-000041

Frauenchor (-F-)

D's Brienzerpiirli Aes gid nid luschtigers uf der Wält als so-n-es Brienzerpiirli H007-F-000001
Dängeler-Lied Heiteret's i'r Au, ghörsch dür ds Morgegrau, us em Dörfli heimelig H007-F-000002
Es winteret Der Wätterluft wängt ghörig a u tuet der Himmel fäge H007-F-000003
Heimlig isch der Summer gange Heimlig isch der Summer gange, Näbel isch uf d'Bärge cho H007-F-000004
I üser Tracht Im Chleid vo üser Heimat, im schöne Trachtegwand H007-F-000005
Meyetroum Es Finkli singt im Blüeteboum das alte Lied vom Früehligstroum H007-F-000006
s'Bärgbächli s'Bärgbächli ruscht by Tag und Nacht am stille Waldrand zue H007-F-000007
Schnitterzyt O Wält, wie bisch du schön und wyt im Glanz vo der guldige Sunne H007-F-000008
Sichlete Es trappet es Mähderli trapp trapp-trapp, der Hoger z'düruuf H007-F-000009

Quartett (-Q-)

Ds alte Chnächtli I bi mis Läbe lang Chnächtli gsi, ha gschaffet vom Morge bis z'Abe H007-Q-000001

Gemischter Chor (-G-)

Balmflueh-Jodel (Naturjodel) H007-G-000001
Dängelerlied Heiteret's i'r Au, ghörsch dür ds Morgegrau, us em Dörfli heimelig H007-G-KH0125
Heimlig isch der Summer gange Heimlig isch der Summer gange, Näbel isch uf d'Bärge cho H007-G-000002
Höch uf em Guggershörnli Höch uf em Guggershörnli, so noch bim Himmel zue H007-G-000003
I üser Tracht Im Chleid vo üser Heimat, im schöne Trachtegwand H007-G-000004
Meyetroum Es Finkli singt im Blüeteboum das alte Lied vom Früehligstroum H007-G-000005
Rosezyt Wildi Rose hei mer gfunde hindrem Wald im grüene Hag H007-G-000006
s'Heidi-Lied Wie ruusche doch d'Tanne is Alm-Oehis Wält H007-G-000007
Schnitterzyt O Wält, wie bisch du schön und wyt im Glanz vo der guldige Sunne H007-G-000008
Sichlete Es trappet es Mähderli trapp, trapp-trapp, der Hoger z'düruuf H007-G-KH0138
z'Bärg I bi gäng i junge Jahre z'Bärg em blaue Himmel zue H007-G-000009

Terzett (-T-)

Balmflueh-Jodel (Naturjodel) H007-T-000001
Dängelerlied Heiteret's i'r Au, ghörsch dür ds Morgegrau, us em Dörfli heimelig H007-T-000003
Ds alte Chnächtli I bi mis Läbe lang Chnächtli gsi, ha gschaffet vom Morge bis z'Abe H007-T-000002
Schnitterzyt O Wält, wie bisch du schön und wyt im Glanz vo der guldige Sunne H007-T-000004
Stafelegg-Jodel (Naturjodel) H007-T-000005
Tannhornjodel (Naturjodel) H007-T-000006

Duett (-D-)

Abschied vom Aelpli (Naturjodel) H007-D-000004
Arnigrat-Jodel (Naturjodel) H007-D-H10009
Balmflueh-Jodel (Naturjodel) H007-D-H10011
Brienzerbärg-Jodel (Naturjodel) H007-D-H10007
Buessalp-Jutz (Naturjodel) H007-D-000001
Chilbi Bim Bärewirt isch Chilbi, juheirassa, juhei! Es Schärli jungi Meitschi H007-D-HBB212
Chilbiglück Jetz göh mer, jetz göh mer zum Zwirbelistand H007-D-000005
Chilbizyt Sennen uf, s'isch Chilbizyt! D'Meitschi föh a zable H007-D-H10020
Chybe u chääre (1) Babettli macht em Bänz Verdruss, äs fuchtlet mit dem Bääse H007-D-H10003
Chybe u chääre (2) Babettli macht em Bänz Verdruss, äs fuchtlet mit dem Bääse H007-D-H10005
De Chilter De Fränzel suecht scho lang e Frau, er wett doch äntli wybe H007-D-000006
Der Früehlig erwacht Chnospe fiin und zart tüend gügsle, ufgwacht isch die zärtlichscht Zyt H007-D-000007
Der Gwungerig Was trapisch gäng a'r Weid verby, was trypt di o da ueche? H007-D-HBB211
Der Mai isch uf d'Alpe cho Der Winter isch gange, der Früehlig isch cho H007-D-H10002
Dört oben uf em Bärgli Dört oben uf em Bärgli, da steit es chlyses Hus H007-D-H10012
Ds alte Chnächtli (1) I bi mis Läbe lang Chnächtli gsi, ha gschaffet vom Morge bis z'Abe H007-D-H10022
Ds alte Chnächtli (2) I bi mis Läbe lang Chnächtli gsi, ha gschaffet vom Morge bis z'Abe H007-D-H10024
E fröhliche Geissbueb Bim Brünneli stahn-i am Morge scho früeh, la s'Hörnli ertöne H007-D-H10006
Hinterburg-Jodel (Naturjodel) H007-D-H10025
Höch abe vom Grat Juhee! Höch abe vom Grat, wie isch das es Jutze H007-D-H10018
Maie Maiesunndig, Maietag, Gloggeglüt und Finkeschlag H007-D-000008
Mir zwöi Mir zwöi jutze zäme gar heiter und froh H007-D-000009
Mis Hüttli I ha mis brune liebe Hüttli höch ob der Felsewand H007-D-H10015
Mys Aelpli Chum isch der neui Tag erwacht, verschwunde isch die längi Nacht H007-D-000010
Rinderbühl-Jutz (Naturjodel) H007-D-HBB207
S'Heidi Wie ruusche doch d'Tanne is Alm-Oehis Wält H007-D-H10026
s'Heiweh Bloogt di s'Heiweh in dr Frömdi duet dir s'Härz so grüsli weh H007-D-000011
Schnitterzyt O Wält, wie bisch du schön und wyt im Glanz vo der guldige Sunne H007-D-H10008
Steinhuserberg-Jodel (Naturjodel) H007-D-H10017
Tanngrindel-Jutz (Naturjodel) H007-D-000002
Tannhorn-Jodel (Naturjodel) H007-D-HBB210
Uebermuet Ja, üsem Bueb geit's ärdeguet, är singt der lieb läng Tag H007-D-H10014
Uf der Egg (Naturjodel) H007-D-000003
Zwöi Zwöi chlyni Schwälbli tusignätt hei zäme s'Näschtli bauet H007-D-H10010

Einzel/Solo (-S-)

E Jutz tönt über ds Ländli us (Naturjodel) H007-S-H10001
Fluehmad-Jodel (Naturjodel) H007-S-H10021
Planalp-Jutz (Naturjodel) H007-S-H10028
Uf der Flueh (Naturjodel) H007-S-HBB209

Choeur d'hommes (-N-)

Quand tu pars à la montagne* Oui souvent dans mon jeune âge, je partais sur les sommets H007-N-CS0001

Persönliche Angaben

Sein Lebenslauf

Der begabte Holzbildhauer, Dirigent und Komponist Max Huggler ist in Brienz geboren und dem Berner Oberländer Schnitzlerdorf zeitlebens treu geblieben. Max Huggler wurde die Musikalität in die Wiege gelegt. Schon als Bub spielte er die Handorgel und verschiedene andere Instrumente.

Nach der Schulzeit lernte er Schnitzler und besuchte Kurse in der Kunstgewerbeschule in Luzern. Sein vielseitiges künstlerisches Talent trieb ihn an, sich auch in der Kunstgattung Musik weiterzubilden. Da die Pflege des Gesangs ebenfalls eines seiner liebsten Steckenpferde war, trat er dem Jodlerklub Brienz bei. Er wurde bald Dirigent verschiedener Chöre, natürlich auch des Jodlerklub „Bärgecho“ Brienz. Es entstanden einige Instrumentalkompositionen für Tanzkapellen, Bauernkapellen und Kleinorchester, bevor dann, nicht zuletzt unter dem Eindruck der prächtigen Bergwelt, die das „singende Dorf am See“ umringt, eine ganze Reihe von Jodelliedern seinem schöpferischen Geist entsprangen. Max Hugglers Werk umfasst bis heute (1992) über 45 Jodellieder für Männer-, Frauen- und Gemischten Chor sowie über 30 Jodellieder und einige Naturjutze für Solisten, Duette und Terzette. Neben dem „Balmflueh-Jodel“ und dem „Fluehmad-Jodel“ können „E fröhliche Geissbueb“ und „Ds alte Chnächtli“ wohl als erfolgreichste Kompositionen für Duette bezeichnet werden. 20 der bekanntesten Solo- und Duettlieder und –Jodel wurden 1982 in einem Sammelbändchen mit dem Titel „E Jutz tönt über ds Ländli us“ herausgegeben. Zu den verbreitetesten Chorlieder sind „Buurebluet“, „Üsers Edelwyss“, „Dr Maie isch uf d’Alpe cho“, „Frohi Alpfahrt“ zu zählen. Einen besonderen Erfolg erlebte seine Komposition „z’Bärg“, die am Bernisch Kantonalen Jodlerfest in Interlaken als Gesamtchorlied gesungen wurde. Für seine individuell empfundenen Kompositionen bevorzugte Max Huggler nebst eigenen Texten Gedichte von Beat Jäggi, Hans Zulliger, Karl Spring und Robert Linder.

Im Jahre 1969 wurde der Komponist zum kantonalen und 1978 zum eidgenössischen Kampfrichter gewählt, „Ämter“, die er bis 1981 inne hatte. Für sein umfangreiches Schaffen im Dienste der Jodlersache verlieh ihm der BKJV 1982 die Freimitgliedschaft. Von der Schallplattenfirma „Tell Record“ wurde er für die Verdienste in der Schweizer Volksmusik mit dem „Goldenen Tell“ ausgezeichnet. Dass eine der letzten Kompositionen vollauf gelungen ist, bewies ihm hoffentlich deren Uraufführung anlässlich des ZSJV-Jodlerfestes 1994 in Littau LU.

Quelle: verschiedene Jubiläumsbücher der Jodlerverbände

 

Wie ein Brienzer Holzschnitzler Jodelliederkomponist wurde (eine Eigenbiographie)

 

„Wie bisch du eigentli derzue chon, Jodellieder z’komponieren?“

…haben mich einheimische Bekannte schon verschiedentlich mit Neugier angerempelt. Auf solche Fragen habe ich jedoch bis heute vergebens nach einer klaren Auskunft gesucht. Vielleicht hätte in dieser Situation und an meiner Stelle ein Robert Fellmann, den ich als den begabtesten Jodelliederkomponisten unseres Landes einschätze, eine konkretere Antwort geben können. Er war ja, bevor er ein Gastgewerbe übernahm, ebenfalls wie ich Holzschnitzler, allerdings mit dem frapanten Unterschied, dass er mir als Jodelliederkomponist unerreichbar überlegen war. Es ist möglich, dass ein Holzschnitzler, der von Berufs wegen gewohnt ist, in seinem Werkmaterial zu gestalten und nach Ausdruck in den Formen zu suchen, auf einem anderen Gebiet einen ähnlichen Drang verspüren kann. Und wenn sich als göttliches Geschenk noch eine gewisse Dosis Musikalität bemerkbar macht, dann kann einer eben dazu verführt werden, auf irgendeinem musikalischen Gebiet zu fachsimpeln.

 

Meine Jugendzeit

Es ist auch denkbar, dass ich in meinen musikalischen Empfindungen doppelspurig erblich „belastet“ war. Denn sowohl mein früh verstorbener Vater wie auch meine Mutter hatten für Musik und Gesang sehr viel übrig. Mein Vater blies in der Musikgesellschaft Brienz, deren Präsident er zugleich war, ein seltsames Instrument, ein Helikon. Meine Mutter entstammte einer Familie, wo weit und breit wohl am meisten selbstproduzierte Töne zu den Stubenfenstern hinaus klangen. Wurde doch in ihrem elterlichen Haus viel mehrstimmig gesungen und auf Instrumenten musiziert. Diese beidseitigen musikalischen Interessen meiner Eltern mögen wohl der Grund gewesen sein, dass auch mich schon in früher Jugend alles fesselte und beeindruckte, was Klang und Harmonie ausströmte.

So war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinen Bubenjahren eine diatonische Handorgel. Ich hatte etwas gegen einstimmige Instrumente, weil ich Akkorde hören wollte. An ein Klavier war natürlich nicht zu denken, denn meine früh verwitwete Mutter - ich war dreieinhalt Jahre alt, als mein Vater starb - musste in bescheidenen Verhältnissen lebend, ihre Familie mit Heimarbeit, die sie zusammen mit meinen älteren Geschwistern verrichtete, durch’s Leben bringen. Es blieb mir deshalb versagt, Klavierunterricht zu geniessen, weil man sich die Anschaffung eines solchen Instrumentes samt Unterricht nicht leisten konnte. Ich durfte aber jeden Mittwoch mit der Bahn von Brienz nach Meiringen fahren, wo mich ein Berufsmusiker, der perfekt verschiedene Instrumente spielte, erstmals in das Reich der Musiknoten einführte. Als mir später die begrenzten diatonischen Harmonien zum Halse heraus hingen, gelang es mir durch Zufall zu einem günstigen Preis eine grosse chromatische Handorgel mit allen Tonarten und Möglichkeiten für die notengetreue Wiedergabe von erweiterten Harmonien anzuschaffen.

 

Eine Querflöte?

Einmal interessierte es mich ganz plötzlich, eine Querflöte zu kaufen, womit ich mein früheres Vorurteil gegen einstimmige Instrumente revidieren musste. Diesem Entscheid lag ein merkwürdiger Zusammenhang zugrunde. Während meiner Berufslehre in der Schnitzlerschule Brienz besuchte ich einen freiwilligen Abendzeichenkurs. Am gleichen Wochentag hatte auch der Orchesterverein seine abendliche Probe. Da unser Kurs früh begann und auch frühzeitig beendet war, stieg ich auf der Heimfahrt regelmässig vor dem Übungslokal des Orchestervereins vom Velo und lauschte den verschiedenartigen Weisen, die da eingeübt wurden. Da vernahm ich per Zufall, dass der Flötist seinen Wohnsitz in Brienz beruflich verlassen werde. „Wäre ich wohl imstande, diese Lücke im Orchester zu füllen?“ geisterte es mir selbstüberheblich durch den Kopf. Um mir diese Frage selber beantworten zu können, fing ich an, mich zu testen. Nachdem ich mir anhand von Anleitungen eine gewisse Fertigkeit angeeignet hatte, ging ich direkt vor. Ich wollte wissen, ob ich im Orchesterverein die oft sehr hohen Tonlagen der Flöte zu spielen imstande wäre. Wenn dann die Musiker probten und ich ihnen vor dem Lokal zuhörte, merkte ich mir in der Flötenstimme gewisse hochklingende Partien, die ich bald einmal auswendig nachpfeifen konnte. Dann klingelte ich an meiner Veloglocke und zählte ab, wie viele Töne und Halbtöne meine Klingel von der Grundtonart der gehörten Orchesterstücke abwich. Zu Hause angelangt, verglich ich dann die Möglichkeiten, die gehörten Partien blasen zu können oder nicht, indem ich wieder am Velo klingelte und dann die nach abwärts oder aufwärts abgezählten Töne auf meine Flöte transponierte. Auf diese Art wurde mir aber bald klar, dass ich die Aufgabe des inzwischen weggezogenen Orchesterflötisten noch lange nicht hätte erfüllen können. So betätigte ich mich dann als Solist in einem „Einmann-Hausorchester“, dessen Direktor ich zwangsläufig und gleichzeitig auch war.

Während meiner Berufslehre lernte ich aber einen Kollegen, Werner Amacher aus Brienzwiler, kennen, der Konzertzither spielte. Das führte uns beide auf die Idee, in der Freizeit hin und wieder gemeinsam zu musizieren. Und bald mussten wir beide fasziniert bekennen, dass unser Zusammenspiel mit diesen grundverschiedenen Instrumenten eine eigenartig friedliche und heimelige Stimmung auszulösen vermochte.

 

Mein Eintritt in den Jodlerklub

Da die Pflege des Gesangs ebenfalls eines meiner liebsten Steckenpferde war, entschloss ich mich, einem Jodlerklub beizutreten. Im Jodlerklub Brienz, der damals unter der Leitung des gesangspädagogisch sehr visierten Dirigenten und eidgenössischen Jodlerexperten, Sekundarlehrer Hans Schild, auf hoher Stufe stand, fand ich als Sänger und Vize-Dirigenten eine schöne Kameradschaft. Inzwischen leitete ich mehrere Jahre den gemischten Chor Hofstetten und den Männerchor Brienz, bis dann in diesem singfreudigen Dorf mit seinen 2800 Einwohnern eine dritte Jodlergruppe ins Leben gerufen wurde. Als der neugegründete Klub nach zweijährigem Bestehen seine Existenzberechtigung unter Beweis gestellt hatte und in den Bernischen Jodlerverband aufgenommen worden war, übernahm ich seine musikalische Leitung. Ich tat dies umso lieber, als ich die jungen willigen Sänger wie ein Stück Plastilin, das ich in meinem Beruf zur Herstellung von Modellen hin und wieder brauchte, so recht kneten und modellieren konnte, wie ich es haben wollte. Noch im selben Jahr wollte ich wissen, wie es mit der gesanglichen Leistungsfähigkeit meines jungen Klubs stünde, und optimistisch meldeten wir uns zur Teilnahme am Kantonalen Jodlerfest in Lyss. Als wir zum Wettvortrag in dem uns zugeteilten Kino „Apollo“ antraten, schienen uns die Voraussetzungen in diesem heissen und „stickigen“ Raum nicht besonders vorteilhaft zu sein. Unser Vortrag mit forcierten Stimmen führte denn auch zur Steigtendenz, was zur Folge hatte, dass die 1.Tenöre in den hohen Lagen nur noch winselten. Zum Glück vermochte unser damaliger Jodler Gustav Rösti die Situation wieder aufzuwerten, da ihm auf dem ungewollt erreichten hohen „g“ noch wohl zu sein schien. Zur 1.Klasse reichte es aber trotzdem nicht mehr. Nach diesem Ausrutscher erreichten dann meine Sänger am laufenden Band immer die 1.Klasse.

 

Meine ersten Jodelkompositionen

Inzwischen fing ich an, einige schon früher geschriebene, aber nicht verwertete Jodelkompositionen auszuarbeiten und auf dem Klavier, das ich seinerzeit mit der Übernahme der erwähnten zwei Chöre angeschafft hatte, zu harmonisieren. Dieser Versuch entpuppte sich aber als Fehlstart. Als ich einige meiner ersten vierstimmigen Chorlieder fertig komponiert hatte, wollte ich wissen, was von kompetenter Seite davon gehalten würde. Ich sandte die Produkte voll Stolz an einen Musiker, von dem ich wusste, dass er sich auch mit der Jodelliedgattung befasste. Der Befund glich einer kalten Dusche, denn wo ich entsprechend meiner persönlichen Auffassung einige diskutable Harmonien gesetzt hatte, waren die betreffenden Stellen mit blutroter Tinte höchst auffällig vom offenbar sehr erzürnten Musiker dekoriert worden. Obwohl ich meinen vielleicht doch falsch ausgesuchten Ratgeber nicht um Korrekturen gebeten hatte, verlangte er mir für seine Kritik ein für die damalige Zeit unverschämt hohes Honorar mit dem bissigen Vermerk: „Einsicht ist der beste Weg zur Besserung“. Ich kam mir vor, wie jener junge Poet, der eines seiner ersten Gedichte einem anerkannten Schriftsteller zuschickte und diesen darum bat, sein Urteil über das poetische Erzeugnis abzugeben. Postwendend kam das Gedicht zurück, und unter dem vom Schreiberling gewählten elegischen Gedichttittel „Warum muss ich leben“ stand der Vermerk vom Begutachter: „Das frage ich mich auch“. Da ich dank meiner guten Notenkenntnisse rhythmisch einwandfrei setzte und auch für die Metrik ein gutes „Gschpüri“ hatte, indem es mir nie eingefallen wäre, bedingt akzentuierte Noten über Wortendungen zu setzen, fehlte mir noch die Routine im Harmonisieren. Dass meine Kompositionen von berufener Seite verschiedentlich als originell und einfallsreich bezeichnet wurden, beglückte mich ganz besonders, weil ich fast ehrgeizig darauf achtete, nie etwas bereits Bestehendes, und wäre es nur ein Bruchstück gewesen, zu kopieren. Geistiger Diebstahl ist überhaupt etwas vom Schlimmsten, was sich ein Komponist leisten kann.

 

Die Verbände

Besonders gefördert wurde ich von der Musikkommission der Schweizerischen Gesellschaft volkstümlicher Autoren, Komponisten und Verleger (AKV), deren Vorstandsmitglied ich viele Jahre später werden durfte.

Paul Müller-Egger, der sehr uneigennützig am Bekanntwerden meiner Kompositionen interessiert war sowie Ernst Ruprecht und Hans Schweingruber, die alle in dieser Gesellschaft mit leitenden und verantwortungsvollen Aufgaben betraut wurden, erteilten mir in der Vervollkommnung zum Jodelliederkomponisten wertvolle Ratschläge. Waren doch alle drei als versierte Dirigenten, Komponisten und Experten im Jodelgesang mit dem Eidg.Jodlerverband aufs engste verbunden. Sie führten mich denn auch zur Erkenntnis, dass es wohlklingende Akkorde gibt, die trotzdem in einem einwandfreien Chorsatz gemieden werden müssen. So z.B. Oktav- und Quintenparallelen, Leitton- und Terzverdoppelungen, unvorbereitete Quartsextakkorde, Querstände oder langweilige Terzenketten, wie sie etwa in den Duettliedern vorkommen. Nach vergleichsweisem Experimentieren auf dem Klavier musste ich zugeben: Diese ungemütlichen aber mir wohlgesinnten Kritiker hatten Recht. Ein weiteres schönes Beispiel gönnerhafter Gesinnung habe ich auch einem leitenden Vorstandsmitglied des BKJV zu verdanken.

 

Als Kampfrichter

Als mehrere Jahre später meine Kompositionen allmählich in Konzertprogrammen auftauchten oder hin und wieder an Jodlerfesten zu Wettliedern ausgewählt wurden, erhielt ich einmal vom betreffenden Chef der Musikkommission, Arnold Bartlome, einen Telefonanruf mit der Frage, wieso ich mich nicht als Kandidat für die Kampfrichterwahlen aufstellen liesse. Ich erklärte, dass es nicht meine Sache und Art sei, mich selbst zu empfehlen, vielmehr sollten meine Jodlerfreunde aus Brienz von irgendwelcher Seite auf diesen Gedanken geführt werden und mich dann auf dem üblichen Weg anmelden. Prompt erfolgte ein solcher Wink seitens des Kantonalvorstandes, was zur Folge hatte, dass ich an der nächsten Delegiertenversammlung einen triumphalen Erfolg feiern durfte. Von den 13 gemeldeten Anwärtern, von denen nur die vier meistbegehrten als Kampfrichter in Frage kamen, erhielt ich die höchste Stimmenzahl. Dass mich dieses grosse Zutrauen von einigen Hundert Jodlerdelegierten aus dem ganzen Bernbiet freudig verpflichtete, diese schöne aber verantwortungsvolle Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen anzupacken, ist selbstverständlich.

Während dieser Amtszeit als Experte in der Bewertung der Wettvorträge passierte einmal etwas Lustiges, das unser strenges und angespanntes Wirken am Kampfrichtertisch wohltuend aufheiterte. Als ein Duett auftrat, das ein Lied mit dem Titel: „We di wilde Chirschböim blüeje“ als Wettvortrag ausgewählt hatte, passierte der Ansagerin ein köstlicher Versprecher, indem sie anmeldete: „Jetz ghöre mer vo däm Duett ds Lied vom Jakob Ummel, „We di wilde Chrischtböim blüeje“.

 

Das Ausreifen meiner Kompositionen

In den unzähligen Freizeitstunden, die ich während vielen Jahren dem Komponieren widmete, war ich nicht nur darauf erpicht, meine Kenntnisse und Erkenntnisse in der Harmonielehre zu erweitern, um mich in den Verbotstafeln im Formenreich der Musik zurechtzufinden. Es lag mir ebenso sehr daran, ohne falschen Flitter und Tand und entfernt von artfremden Harmonien möglichst urchige und heimelig anmutende Kompositionen zu schaffen. So stiessen meine Lieder allmählich auf vermehrte Anerkennung, und als der 1.Schweizerische Jodellieder-Wettbewerb durchgeführt wurde, erhielt ich für meine zwei eingesandten Kompositionen „Balmflueh-Jodel“ und das Chorlied „Buurebluet“ je den 3.Preis. Es war recht interessant, mehrmals an mir selber zu erfahren, in welch zeitlich unpassenden Momenten und merkwürdigen Situationen plötzlich irgendeine Melodie geboren werden kann. Zum Beispiel passierte mir das einmal beim Holzen im Wald, als ich den Horig mit einem Fuder Holz zu Tale schleifte, und ein andermal während einer Bahnreise zu irgendeiner Sitzung. Im Gegensatz dazu komponierte ich einen Jodel, der aus einer mit der Umgebung aufs schönste harmonierenden Stimmung heraus entstanden war. Ich befand mich wie schon oft auf einer einsamen Bergwanderung, um ungestört das imposante Alpenwild, die Steinböcke, zu beobachten, die sich mit Vorliebe im Tannhorngebiet aufhalten. Der Brienzersee lag schon tief unter mir im Tal und beim Emporsteigen ragten hinter dem Vorgebirge mit ihren Gletscherabbrüchen und weissen Häuptern immer grösser und höher werdend die imposanten Bergriesen in den blauen Herbsthimmel. Wen wundert’s wenn aus meinen Gefühlen und Empfindungen heraus bei diesem mir vertrauten, und doch immer neu erlebten Anblick des prächtigen Alpenpanoramas ein neuer Naturjodel entstand. Die passend Kulisse war diesmal vorhanden, denn mein Rastplatz was das Tannhorn, dem ich den „Tannhorn-Jodel“ zu verdanken habe. Seitdem findet man in meinem gepachteten Berghäuschen auf der Planalp immer Schreibmateriel und Notenpapier. So sind denn auch aus dieser Region unter den Titeln „Uf der Egg“, „Fluehmadjodel“ und „Planalpjutz“ drei weitere Naturjodel entstanden.

 

Die Liedertexte

Auf meiner Suche nach passenden und guten Jodelliedertexten hatte ich anfänglich Mühe etwas Befriedigendes zu finden, was sich auch in der Feststellung wiederspiegelte, dass damals viele Jodellieder gesungen wurden, deren Musik nach meiner Auffassung besser war als die Texte. Das mag daher rühren, dass es mehr Leute gibt, die sich einbilden poetische Fähigkeiten zu besitzen, als solche, die neue Melodien zu erfinden glauben. Gefühlsduselige Verse mit belanglosem, naivem Inhalt, krampfhaften, unnatürlichen Reimen und ungeordnetem Versmass sind Erzeugnisse, die einem Komponisten zu knacken geben, wenn er etwas einigermassen Rechtes daraus machen will. So schrieb ich dann fast notgedrungen einige Texte selbst, jedoch unter einem Pseudonym. Einen unerwarteten Erfolg hatte ich zwar mit einem unvertonten Text, den ich an den Wettbewerb der Television als „Gedicht des Monats“ einsandte. Von über 300 Bewerbern kam ich zusammen mit einer Frau Beyeler aus Basel in die engste Wahl und durfte dann meinen „poetischen Erguss“ am Schweizer Fernsehen in der Sendung „Fyrabig“ vorlesen. Zum Glück wurde ich mit drei Mundartdichtern bekannt, mit Beat Jäggi, Karl Spring und dem leider verstorbenen Herausgeber der Elternzeitschrift, Dr.Hans Zullinger, die meine bevorzugten Textlieferanten geworden sind. Später gesellte sich auch noch Robert Linder und in jüngster Zeit Frau Elisabeth Gebert dazu. Zusammen mit den gemütvollen warmherzigen und nicht selten mit feinem Humor durchzogenen poetischen Erzeugnissen von Jäggi und Spring fehlt es mir an guten Textunterlagen nicht. Ja, sie waren es, die mich oft spontan zum Weiterkomponieren animierten. Das wurde mir wieder einmal recht deutlich, als mir ein Mundartschriftsteller ein neues Gedicht zuschickte, mit der Frage, ob ich Interesse hätte, daraus ein Jodellied entstehen zu lassen. Als ich das Gedicht durchgelesen hatte, konnte ich mich von diesem mit dem Titel „Üsers Edelwyss“ überschriebenen Text nicht mehr trennen. Im Geiste sah ich am Brienzergrat in den schroffen Felswänden der „Lanziszend“ ein Edelweiss auferstehen, das in einer Felsspalte zum Erblühen gekommen war, und nun in der reinen Alpenluft fast in Himmelsnähe, wie es der Dichter schrieb, sein sternförmiges Köpfchen wiegte. Nach einigen Tagen war die Komposition schon fertig und wurde dann eines meiner liebsten Jodellieder.

 

Meine Instrumentalkompositionen

Einmal reizte es mich, im instrumentalen Bereich etwas zu kreieren. Zuerst entstanden einige Walzer, Polkas und Ländler für Tanzkapellen. Dann wurde ich aber verwegener und schrieb für das 8-köpfige Orchesterensemble von Brienz einen Walzer und einen Marsch. Da die talentierten Musiker dieses Orchesters die beiden Stücke eindrucksvoll interpretierten, überfiel mich wahrscheinlich so etwas wie Grössenwahn, der mich dazu bewog, der Musikgesellschaft Brienz zu ihrem 100-jährigen Bestehen einen Festmarsch zu komponieren. Voll Begeisterung und nicht wissend, ob da nur der Teufel dahinterstecken könnte, oder ob eine mich küssende Göttin der Muse wohlgesinnt über meiner Arbeit stand, machte ich mich hinter die aufwendige Schreiberei, die mir etwa 4000 Noten aus der Feder lockte. Zu meiner Freude kam der Marsch am Jubiläum bravourös vorgetragen zur Uraufführung. „Aufgewiegelt“ durch diesen Erfolg schickte ich die Partituren auch an den Dirigenten des bestbekannten Blasorchesters „Alpina“ Zürich, und was ich kaum zu hoffen wagte, wurde zur Wirklichkeit: In der Registratur der SUISA für Autorenschutz entdeckte ich die Eintragung, dass mein Brienzer Festmarsch vom Blasorchester „Alpina“ gespielt wurde.

Nach diesem Abstecher in eine bestimmte Region der Instrumentalmusik kam es mir doch immer wieder zum Bewusstsein, dass meine grosse Liebe dem Jodelgesang galt, weil seine im Schweizervolk tief verwurzelten Lieder mich am stärksten gefangen hielten.

 

Meine Liebe zum Jodellied

Dieser eigenartigen Verbundenheit zum Volkstum mochte vielleicht ein Jugenderlebnis zu Grunde gelegen haben, das ich hier erwähnen möchte: Als Bub hielt ich mich gerne im Stall eines alten, ledigen und sehr gutmütigen Bauern, aus der Behämsgasse, namens Peter Stähli auf. Wenn ich dann den „Schorrgraben“ ausmistete, reichte er mir immer nach dem Melken eine grosse Heimbergertasse voll frischgemolkener Milch. Dabei behauptete er einmal, dass diese Milch aus einem dürren „Cherbillichrudstengel“ gesogen, besonders süss schmecken würde. Ich suchte dann in der Diele aus dem Heu einen solchen Stengel heraus, schnitt mit dem Sackmesser ein Röhrchen davon ab, und trank im warmen Gaden auf dem „Barnen“ sitzend mit Hochgenuss die noch kuhwarme, beste und echteste Schweizermilch, die es, wie mich dünkte, jemals gab! Müsste man vielleicht hier beginnen, nach dem Ursprung meiner späteren Tätigkeit als Komponist von Küher- und Jodelliedern zu forschen? Jedenfalls ist der Weg zu den oft nur kleinen Erfolgen unserer Liedlischreiber, wie ich einer bin, lang, steinig und stotzig, etwa wie derjenige zu einer verborgenen schönen Alpenblume in unseren heimatlichen Bergen. Aber die Mühe kann es Wert sein, diesen holprigen Pfad zu gehen. Und wen wundert’s, wenn auch in der Ausübung meines Berufes als Holzschnitzler Typen und Motive aus unserem Bauern- und Älplerleben in bevorzugtem Mass zur Darstellung kamen? Zudem liegt auch in der Gestaltung unseres heimeligen lebendigen Werkmaterials Holz oft etwas wie Harmonie und Musik. Nach Form und Ausdruck zu suchen, sei es in derber Art mit Schlegel und Meissel in einem Stück Holz oder mit einer feinen Feder auf fünf Notenlinien, das sind zwei verschiedenartige Beschäftigungen, die sich nach meinem Dafürhalten recht gut ergänzen. Und warum, fragte ich mich oft, kann man sich mit dem Bauernstand aus einem merkwürdigen inneren Respekt so verbunden fühlen? Ist mir dieser rechtschaffene und gerade in der Gegend unseres Berner Oberlandes so heimat- und bergverwachsene Menschenschlag, wo die Bauern und Sennen oft nach harter Tagesarbeit abends beim Hirten und Melken noch friedlich ein Jödeli singen, deshalb so imponierend? Und welcher heimatverbundene Bergwanderer bekäme nicht feuchte Augen oder spürte Gefühle der Wehmut beim Anblick majestätisch zum Tale ziehender Viehherden, wenn sie im Herbst ihre Alpen verlassen? Im letzten Abschnitt meines Liedes „Senneläbe“ habe ich versucht, eine solche Stimmung zum Ausdruck zu bringen. Wenn man mich fragt, welches meiner Lieder ich am liebsten höre, dann tippe ich auf diese neuartige Komposition, in welcher ich aus drei Eigenkompositionen eine Alpauffahrt, ein Sennenleben auf den Bergen und eine Alpabfahrt zu einem einheitlichen Ganzen zusammenklingen liess. Zu meiner freudigen Überraschung wählte der Jodlerklub Lyss die anspruchsvolle Komposition am Bern.Kant.Jodlerfest in Interlaken als Wettvortrag und machte damit nicht nur Furore, sondern erhielt vom Kampfgericht eine der besten und hervorragendsten Kritiken.

 

Rückblick

Wenn ich auf meine schönste Nebenbeschäftigung als Liedlischreiber zurückblicke und mehrere tiefe Erlebnisse verzeichnen darf, dann sind dies sicher weniger selbsterrungene Leistungen, als weit zurückliegende verborgene Geschenke, die mir meine musikalisch veranlagten Eltern in die Wiege gelegt haben.

Am Schluss meiner Ausführungen möchte ich noch ein Zitat des in unserem Dorf Brienz aufgewachsenen bekannten Schweizer Schriftstellers und Dichters Heinrich Federer erwähnen, der über den Jodelgesang, als hätte er das spätere impulsvolle herrliche Jutzen eines Jakob Ummel und seiner besten Interpretin Vreni Kneubühl vorausgeahnt, folgendes schrieb: „Einem Jodel kann ich nicht zuhören, ohne dass mein Herz und all meine Kräfte mitspielen. Mehr Trauer als je eine Schuhmann’sche Melancholie, mehr Lustigkeit als die tollste Schubertnote, vermag er in mir je nach der Stunde auszulösen. Der Jodel ist ein echtes Kind der Berge, jäh sich zu Gipfeln erschwingend und sanft zu Tälern abfallend. Er ist der urwüchsigste und erdhafteste Ausdruck der Menschlichkeit, rohes, aber lauteres Gold!“

 

Ende der Eigenbiographie von Max Huggler, geschrieben im Jahre 1987

Stand 30.12.2008 TA

zurück
 
Note
EDJKV