Lisbeth Arnold, aufgewachsen in Reiden zusammen mit drei Geschwistern, wohnt seit ihrer Heirat mit Moritz in Kulmerau. Nebst Bäuerin, Gattin und Mutter von drei Söhnen hat sie mit ihren Gedichten 59 Komponisten angesprochen, sodass 149 Jodellieder entstanden sind. Für unser Brauchtum ist das eine grosse Bereicherung. Sie hat auch verschiedene Konzerte für die Komponisten organisiert, welche ihre neuen, noch unbekannten Lieder vorstellen konnten. Mit ihrer langjährigen Duett-Partnerin Cornelia Steiger-Roos hat sie viele ihrer Lieder selbst präsentiert. Mit ihrer offenen und fröhlichen Art geht sie auf die Mitmenschen zu und so entsteht immer wieder Neues und Schönes. Nebst Gedichten für Jodellieder hat Lisbeth auch Texte für Chanson und Schlager verfasst. In den Jahren 1997,1999 und 2008 sind fünf wunderschön illustrierte Gedichtbüchlein entstanden. «Läbeszärtlichkeite», «Härzliechtli», «Du bisch mer nooch», «Troscht zor Truur» sowie «Us de Worzle vom Läbe». Leider sind diese beliebten Büchlein alle schon vergriffen. Bei der Herausgabe des Buches «Öses Lendle Appezöll» von Emil Koller zum 70. Geburtstag von Dölf Mettler, hat Lisbeth die Koordination der verschiedenen Autoren, für die Sparte Kompositionen des Jubilars, übernommen. Die Weihnachtsgeschichte „s’ganz Jahr Wienachte“ mit Emil und dem Regisseur Roland Simitz war auch eine ihrer Ideen und wurde für Kinderchöre und Jugendmusik gesetzt. Erfreulicherweise haben dieses Werk einige Musikschulen aufgegriffen und realisiert. Am gemeinsamen Projekt, der Jodlermesse zu Ehren unseres Landesvaters Bruder Klaus, von Silvia Windlin und Heinz Willisegger, hat Lisbeth Arnold das Versmass erarbeitet.
Bei meinem Besuch bei ihr in Kulmerau habe ich sie gefragt: «Wie und wo entstanden deine Gedichte?» Jetzt erlaube ich mir oft, anderen, schönen Tätigkeiten mehr Raum und Zeit zu schenken und daher ist das Textdichten bei Weitem nicht mehr das Wichtigste in meinem Leben. Als Bäuerin und junge Mutter jedoch sprudelten die Gedichte nur so aus mir heraus und somit musste ich Strategien erfinden, um dem plötzlichen Geistesblitz, trotz der vielen Arbeit, gut zu begegnen. Überall hatte ich Papier und Bleistifte deponiert und mein Mann gewöhnte sich rasch an meine Eigenheiten. Erleichtert habe ich festgestellt, dass es vielen anderen Komponisten und Textern gleich ergeht. Es ist für mich selbstverständlich, dass nur dann ein gutes Gedicht entsteht, wenn die Zeit reif ist dazu. Genauso verhält es sich beim Komponieren. Wie fliessender und grösser die Resonanz zu einem Text ist, desto einfacher geschieht der kompositorische Prozess eines Liedes. Das Herz hat die Führung übernommen und der Verstand muss sich zurücknehmen. Wer das weiss, der fühlt und hört es, ob eine Komposition „im Feld und im Fluss“ entstanden ist.
Deine Gedichte sind vielfältig, welche Themen bevorzugst du am liebsten beim Dichten? Ich bevorzuge tiefsinnige Themen, die dem Menschen dienen. Auch erkannte ich, dass Schnitzelbänke recht verletzend sein können, daher lasse ich sie weg und vor allem auch politische Themen. Ausser, ich müsste wieder gegen Windräder kämpfen, *lacht.
Welches Gedicht von dir wurde zuerst vertont? Ich bestellte per Post bei Max Huggler eines seiner Büchlein. Meine Bestellkarte war mit einem Frühlingsfoto und einem entsprechenden Gedicht von mir verziert. Zu meiner Freude hat er mir das Büchlein geschenkt und mich auf die Rhythmusfehler im Gedicht aufmerksam gemacht. Zum ersten Mal habe ich von dieser Metrik erfahren und Gott sei Dank war ich nicht eingeschnappt und nahm seine Korrektur dankbar an. Das wurde zu einem schicksalshaften Glücksmoment. Und so entstand zu meiner grossen Freude das erste Jodellied: „der Früehlig erwacht“, vom Brienzer Max Huggler. Fortan korrigierte ich meine bestehenden Gedichte, begann achtsam das Versmass einzuhalten und erlernte mir von da an, autodidaktisch, die Kunst des Dichtens.
Hättest du erwartet, dass deine Texte von den Komponisten so begehrt sind? Nie und nimmer hätte ich das erwartet. Ich bin sehr dankbar, dass sich meine Gedichte, durch Kompositionen, veredeln lassen. Das Jodellied liegt mir noch sehr am Herzen!
Du hast auch Gedichte geschrieben zur Verarbeitung von Trauer. Kannst du dazu etwas sagen? Als Familienhelferin kam ich schon früh mit diesem Thema in Berührung. Zur eigenen Verarbeitung meiner Hilflosigkeit dem Thema Tod und Trauer gegenüber, begann ich Bücher darüber zu lesen. Auch war ich eine Zeitlang Mitglied in der Sitzwachgruppe Sursee. Intuitiv erkannte ich früh, dass tröstenden Worte, heilsame Frequenzen sind.
Du hast schon oft Leuten geholfen ihr Gedicht zu verbessern. Welche Erfahrung hast du damit gemacht, welchen Rat gibst du ihnen? Meistens erhielt ich grosse Dankbarkeit. Leider kam es auch recht oft vor, dass ich mich beim Durchlesen des fremden Textes fragte, wie sag ich’s meinem Kinde? Daher rate ich, für eine Korrektur offen zu sein, um zu erkennen, dass meistens eine Sinnhaftigkeit und Chance in der Kritik steckt. Das würde Vieles erleichtern!
Bei der Entstehung eines Jodelliedes ist meistens der Text zuerst, schreibst du auch Texte über bestehende Melodien? Ja, das hab ich schon einige Male gemacht, wobei ich da ganz klar erklären muss, wenn der Komponist bei der Metrik schummelt, kann ich auch keine Wunder vollbringen.
Der Komponist braucht vom Textdichter eine Bewilligung zur Vertonung. Wurden auch schon Texte ohne dein Wissen und deine Bewilligung vertont? Ja, das geschah wenige Male. Ich könnte nun zu ihren Gunsten verteidigend erklären, dass mit dem Internet und der doch beachtlichen Menge an Texten, die von mir im Umlauf sind, das schon mal passieren kann. Fakt ist aber, dass meine Texte mein geistiges Eigentum sind. Zudem freue ich mich immer auf eine respektvolle, persönliche Anfrage.
Hast du neben Jodeln und Dichten auch noch andere Hobbies? Ich bin ein kreativer Mensch und ich liebe das Papier und verarbeite es bastelnd in allen Variationen! Auch darf ich Grossmutter sein, doch Gleichgesinnte stimmen mir zu, dass dies eine Herzens-angelegenheit ist, kein Hobby. Das Alphornspiel ist meine neuste Passion. Seit gut einem Jahr erlerne ich das Spielen dieses wunderbaren Instruments.
Warst du auch schon an einem Alphornprojekt beteiligt? Mit Hermann Studer habe ich zwei Projekte realisiert, eines Teils die Alphornmesse und als Novum, die drei jagdlichen Jodellieder, für Jagdhorn arrangiert, jeweils von Emil Wallimann. Die Alphornmesse und auch die Bruderklausenmesse wurden im Vatikan aufgeführt.
Welches musikalische Erlebnis hat dich am meisten berührt? Ich war Gastsängerin eines Projektes und unter den Gästen war eine Gruppe von Schwerbehinderten. Sie hatten alle das Schicksal blind und taubstumm zu sein. Am Schluss der Messe bedankten Sie sich alle bei der Autorin und bei mir. Sie hatten mit ihrem erweiterten Sinne die Musik und bestimmt auch den Text erfasst. Das hat mich sehr berührt.
Herzlichen Dank Lisbeth für die Beantwortung meiner Fragen. Ich wünsche dir weiterhin eine segensreiche Tätigkeit in deinem Schaffen, zu deiner und der Mitmenschen Freude. Man darf gespannt sein, wer dein 150. Gedicht vertonen wird!
Gänd dis Jützi no nid här
Still isch s Gspähndli vo nis gange, liisig het äs d Wält verloh. Nor d Erinnrig bliibt no bhange, het zum Glück nid all’s mit gnoh I dem Chor, do bisch du gstande, alles hemmer zäme gmacht. Dur de Gsang gits töifi Bande, gjutzet hemmer und vöu glacht.
Sacht düend mir dis Jützi gwahre Jo, dis Plätzli bliibt zwar läär. Kamerad mir wend’s bewahre, gänd dis Jützi no nid här!
Folgende Komponisten haben Texte von Lisbeth Arnold vertont (siehe unter dem jeweiligen Komponisten): Aeberhard Theres, Arnold Lisbeth, Bader Peter, Baumann Peter, Baumann Andreas, Bisaz Claudio, Belleri Renato, Boesch Daniel, Breitenmoser Jacky, Bruder Yvonne, Eugster Alex, Furrer Georg, Ganz Christian, Habermacher Antoinette, Hartmann Seraina, Hess Carl A., Huggler Max, Huser Michel, Joost Beat, Krebs Ruth, Künzi Peter, Küttel Robert, Limacher René, Lötscher Urs, Lustenberger Josef, Meier Paul, Moor Ueli, Neff Frowin, Pisani Andrea, Renggli Ruedi Finsterwald, Renggli Ruedi R. Schötz, Röösli Josef, Röthlisberger Jürg, Ruff Mathias, Schaller Ferdy, Schmidlin Vreny, Schöpfer Hans, Schreiber Paul, Setz Hans, Setz Lisbeth, Stadelmann Walter, Stäuble Georg, Studer Hermann, Vogel Kurt, von Gunten Marie Theres, von Moos André, Valotti Willi, Wallimann Emil, Walter Christoph, Wermuth Daniel, Wermuth Rita, Wiesendanger Stephan, Windlin Silvia, Willimann Roswitha, Willisegger Heinz, Zihlmann Heinz, Zwicker Turi. Quelle: Alpenrosen 1/2025, Redaktion Paul Schreiber, Stand 16.1.2025 vA
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